Mittwoch, 27. Februar 2013

Es ist nicht so wie's aussieht oder wie eine Lesung zum Konzert mutiert!


Sagt man Afro-Schweizer oder schwarze Menschen? Wie dem auch sei, noch nie sah ich soviele dunkelhäutige Kulturinteressierte an einer Lesung eines deutschen Schriftstellers im Kaufleuten. Ich blickte mich mit grossen Augen weiter im grossen Saal um. Komisch, alle Leute stehen. Wo sind die bequemen Stühle? Und was sollen die vielen Instrumente auf der Bühne, dort wo ein Sofa für Interviewer und Vorleser stehen sollte? Ich glaube, ich bin im falschen Film. Zurück zur Kasse und den Billetentgegennehmer und Infrarotstempler fragen, was heute Abend Sache ist. The Robert Cray Band spielt heute, war seine Antwort. Wir wollen doch zur Lesung von Tilman Rammstein oder wars Rammstedt. Wissen sie, die Geschichte über seinen ehemaligen Bankberater. Die wollten wir hören.

Mit dem wiedererhaltenen Ticket für 2 in der Hand ging ich zurück zum Kumpel Falki, um ihn über unser Dilemma zu informieren. Was, Robert Cray spielt hier, so geil, war sein Kommentar. Der sei eine Ikone des Blues und der Hammer. So entschlossen wir uns kurzfristig um, nahmen schweren Herzens das Upgrade der gewonnenen Lesungs- zu den 55 Franken teuren Blues-Tix auf uns. Wir bereuten unsere freudig getroffene Entscheidung von der ersten Sekunde an.

Die 5 grossen Deckenventilatoren im Vorbereich des grossen Saals, zwischen den beiden Bars gelegen, summten leise vor sich hin und versuchten mit aller Vehemenz der aufkommenden Klimaerwärmung im Kaufleuten Herr zu werden. Der Raum war rappelvoll und vermutlich ausverkauft. Sagt man auch ausverkauft plus 2? Die Glut des Südens gewann den Kampf mit Bravour. Der Funken des Feuers sprang aber irgendwie nicht auf die Audience über und verpuffte zwischen den schwermütigen Tönen der bluesigen Lieder. 5 Grammy Awards, 15 Nominationen, über 12 Millionen verkaufte Platten weltweit und tausende von ausverkauften Konzerte zeugen doch eigentlich für die Qualität der Rock Blues Ikone Robert Cray. 

Robert Cray sprach zwischen den Songs zum Publikum. Nur sollte er seinen Mund näher zum Mikrofon bewegen. In den hinteren Regionen verstand wohl niemand auch nur ein Wort seines Zwiegespräches. Mein Blick schweift im gedämpften Licht der beiden Bars zum grünen Notausgang-Schildchen, welches gegenüber an der Wand von der Deck hängt. Zwischen den schweren Theatervorhängen trotzt es der Dunkelheit und schreit mich förmlich an - Wenn die Glut des Südens zu dampfen beginnt weisst du wo's lang geht, harharhar. Ja ja ja, hoffentlich schmilzt du als erstes und dann schweigst du für immer.

Die ersten Gäste verlassen das Gedränge. Ins Fumoir? Nach Hause? Holt mich hier raus! Oder einfach nur frische Luft? Uns war langweilig. Wieso spielt der gute Robert nur melancholische Songs. Er kam mir wie ein Afro-Amerikaner vor, der seine unausweichliche Versklavung besang und auf die Soldaten der Nordstaaten 'Blue' hofft. Triefender Tiefgang, als tropfende Melasse getarnter Dixieland-Regen der Konföderierten. Robert Cray, der schwarze Blueser aus der alten Garde. Wo war der Pepp geblieben. Vermutlich bin ich einfach nur zu wenig Fan und vermisste gerade den Rock n Roll im souligen Blues. Ich war schlichtweg nicht genug mentalisiert auf diese Art Musik.

Inklusive Zugabe dauerte das Konzert knappe 90 Minuten. Anderthalb Stunden Warten und Hoffen, dass da noch Schnelleres kommen möge. SRV konnte es schliesslich auch. Der texanische Speedster unter den Bluesern. Oder Joe Bonamassa, der den neuen Blues wie kein zweiter zelebriert. Und ihn notabene auch für mich wieder hörenswert macht. Nicht zu vergessen sind auch Robben Ford, Eric Clapton, Muddy Waters, Johnny Winter (ich gebs zu Falki, ich kannte ihn vorher nicht einmal) oder die lebende Legende B. B. King.

Robert Cray Homepage, Facebook
Weitere Videos gibt's auf seiner Seite zu sehen und hören.

Der ganze Abend klang in etwa wie dieser Song *Right Next Door (Because Of Me)*.


Wie das Ganze tönen könnte zeigt der tolle Song *Smoking Gun*. Oder wurde der eventuell sogar gespielt. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Shame on me.



Diesen etwas schnelleren Song *Don't Be Afraid Of The Dark* vermisste Falki am Konzert.



Hier noch den Teaser zum 16. Studioalbum *Nothin But Love*, welches in meinen Ohren nicht mal schlecht klingt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts with Thumbnails