Freitag, 26. April 2013

ProSiebenSat.1 stellt MyVideo einen Musikstreamingdienst an die Seite


AMPYA:
ProSiebenSat.1 AG wird einen eigenen Musikstreamingdienst starten. Ampya soll Zugriff auf Songs und Musikvideos bieten und wie Spotify auch in einer Gratisversion angeboten werden.

AmpyaIm Jahr 2010 wäre der Start eines neuen Streamingdienstes für On-Demand-Musik noch eine größere Meldung wert. Mittlerweile existieren jedoch allein in Deutschland 19 abobasierte – und häufig austauschbare – Streaming-Dienste. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern, von simfy bis Rdio, von JUKE bis Deezer, liegen meist nur im Detail. Und gegen die aggressive Gratis-Preispolitik des Branchenprimus Spotify kommen die wenigsten an.
Wenn sich nun noch ein weiterer Neuling in diesem heiß umkämpften und noch immer von vielen, “lokale” Musiksammlungen bevorzugenden Nutzern ignorierten Segment zu etablieren versucht, dann hat diese Nachricht eigentlich nur sehr geringe Bedeutung – es sei denn, es handelt sich um ein wirkliches Schwergewicht, das aus dem Stand eine massive Reichweite aufbauen und viele Anwender an den Musikkonsum mittels Streaming anstelle von Käufen heranführen kann. Genau ein solches Schwergewicht plant nun in der Tat den Einstieg in den Streamingsektor: Die ProSiebenSat.1 AG steht kurz vor dem Launch eines Streaming-Dienstes namens Ampya.

Songs, Musikvideos und redaktionelle Inhalte
An Details zu Ampya mangelt es noch, die entsprechende Website wird bisher mit einem Passwort geschützt. Eine Facebook-Seite gibt jedoch bereits einen Vorgeschmack auf das auf einen recht eigenwilligen Namen getaufte Projekt, bei dem laut Eigenbeschreibung “Millionen von Songs, Videos und Künstler darauf warten, entdeckt zu werden”. Ein Blick in das Impressum auf besagter Facebook-Seite bestätigt auch die von musikmarkt.de zitierte W&V-Meldung, nachdem Ampya von der Magic Internet Musik GmbH betrieben wird. Die ProSiebenSat.1-Tochter steckt auch hinter dem Videoportal MyVideo.
Angesichts dieser Verbindung verwundert der angekündigte Fokus auf Songs sowie Videos nicht. Ein Insider beschreibt Ampya uns gegenüber als Kreuzung von Rdio (Streaming-Service mit dem Konzept der eigenen Musikbibliothek), MyVideo (aber nur Musikvideoinhalte) sowie einer kleinen “Bild-Zeitung der Musik” (redaktionelle News zu Stars und Sternchen). Der Medienkonzern aus Unterhaching versucht demnach mit Ampya, eine musikalische Rundumlösung zu bieten, die in einzelnen Aspekten über das Angebot der existierenden Streamingdienste hinausgeht.
Freemium-Strategie
Ein offizieller Launch-Termin steht noch nicht fest, in Kommentaren auf der Facebook-Seite ist von einem geplanten Debüt im Mai zu lesen. Neben dem obligatorischen Abo für unbegrenztes Streaming wird Ampya nach unseren Informationen auch eine Free-Komponente beinhalten. Wie diese jedoch genau ausgestaltet wird und ob sie an den nahezu unlimitierten Charakter von Spotifys Desktop-Version heranreicht, wissen wir nicht. Auch wenn sich kostenfreies, werbefinanziertes On-Demand-Streaming in den letzten Jahren immer wieder als Verlustbringer erwiesen hat, stellt es ein wichtiges Marketingwerkzeug dar, um User erstmalig mit diesem Verfahren des Musikhörens vertraut zu machen und in einem späteren Schritt konvertieren zu können. Will Ampya tatsächlich einen tiefen Abdruck im Streamingmarkt hinterlassen, wird es hinsichtlich der Attraktivität dem Innovations- und Preisführer Spotify in nichts nachstehen dürfen.
Reichweite und MyVideo-Synergien
Der entscheidende Konkurrenzvorteil von Ampya liegt freilich in der enormen Reichweite der ProSiebenSat.1-Mediengruppe. Selbst wenn der Service konzeptionell dem Wettbewerb unterlegen wäre, würden die Bayern mit Werbespots über die eigenen Kanäle schnell hunderttausende Menschen auf das Projekt aufmerksam machen können. Die Entwicklung unter dem Dach der MyVideo-Betreiberin dürfte zudem gewisses Synergiepotenzial hinsichtlich Konzept, Infrastruktur und juristischer Aspekte bieten. Von daher stehen die Vorzeichen für Ampya erst einmal gar nicht schlecht.
Nicht uninteressant wird sein, die Reaktion der RTL-Mediengruppe zu sehen. Jetzt wo ihre Widersacherin ProSiebenSat.1. ins Streaminggeschäft einsteigt, stellt sich automatisch die Frage, ob die Kölner ähnlichen Pfaden folgen werden. Vielleicht bietet sich hier für einen der existierenden Abodienste die Gelegenheit, für ein nettes Sümmchen unter das Dach von RTL zu ziehen.
/mw

(via)

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