Montag, 20. Juni 2011

Spirit of Rock Review

Das Spirit of Rock ist ein Who is Who der Rockgeschichte in Sachen AOR. Was kann man nun von solch einem Festival erwarten? Nostalgie gepaart mit Moderne. Eine Party mit Freunden aus der realen und virtuellen Welt. Alles und auch wieder Nichts. Wenn das Ganze als Ü35 Anlass angeschrieben wäre, pilgerten vermutlich nicht viel weniger Menschen nach Winterthur.
Einige kamen nur wegen Saga, andere wegen Foreigner und wiederum andere wegen Night Ranger, Journey oder Kansas. Und dann kamen natürlich noch einige nur wegen mir, weil ich sie überredet hatte mitzukommen. Diese bereuten es nicht, denn sie hatten keine Berührungsängste mit ihnen unbekannte Bands und Musik.
Es macht wirklich Spass zu sehen, wenn bei Foreigner auch die schwersten Biker Boys zu schunkeln anfangen, ihre Feuerzeuge hochhalten, ihre Hände über dem Kopf hin- und herschwenken oder ein verklärtes Lächeln auf der Visage hatten, wie wenn sie Batmans Joker spielen wollten oder gerade mit einem O*** beglückt wurden.
Über die Festival-Organisation von Free and Virgin (One Way Ticket, Catering, Toiletting) verlier ich kein Wort. Darüber wird zur Genüge an anderen Orten gelästert.
Wirklich toll geschriebene Reviews gibt's übrigens auch von ihmihm und ihr.

Nun zu den Details, wie ich sie sah, hörte und verstand.

Night Ranger war und ist immer noch eine meiner Lieblingsbands aus den 80ern. Zwischenzeitliche Seitenprojekte in den 90ern von Jack Blade, der zusammen mit Ted Nugent und Tommy Shaw von den Styx die Damn Yankees gründete, festigten nur meine Freunde an der Band. Kennt ihr übrigens den Slow Hit High Enough von den Damn Yankees? Ich habe beide Alben dieser Band und bin auch heute noch fasziniert davon. Aber ich schweife in meinen Erinnerungen ab, sorry. ;)
Und wenn jemand sagt, es waren nicht nur Originalsongs von Night Ranger die gespielt wurden, mag er insofern recht haben, weil Bandmitglieder eben auch in anderen Bands spielten und es dadurch heute zur Vermischung in der Songauswahl kommt, die mich übrigens überhaupt nicht stört. Aber eines ist gewiss, sie hätten für mich noch stundenlang weiterspielen können. Melodic Hard Rock vom Besten.
Die Platzierung des Drummers auf der rechten Seite und dadruch für alle gut einsehbar, fand ich erfrischend und interessant.
Und dass ich hier nur Slows poste hat seinen guten Grund. Rockhits von Melodic Bands sind fast ausschliesslich Slows. So einfach ist das. ;)



Über Saga kann ich nicht viel saga. Wie schon oft erwähnt, ich mag keyboardlastigen Soundwände, wie eben diesen Prog Rock aus den psychodellischen 70er/80er, nicht besonders und deshalb sicherte ich mir einen Platz an der Sonne, um erstens meinen Vitamin D-Haushalt in Ordnung zu bringen und zweitens um mit vielen Bekannten und Freunden zu lästern. Seid mal ehrlich, findet ihr die Bands Yes oder Genesis nicht auch besser als Saga? Hatte die kanadische Band überhaupt jemals einen radiotauglichen Hit? Das war jetzt fast ein bisschen frech, ich weiss und ich ziehe die Frage deshalb zurück.



Kansas, obwohl auch aus den 70ern und unverwüstlich, waren dann schon wieder eher nach meinem Geschmack. Die Urväter des amerikanischen Prog Rocks, rocken einfach besser ab. Habt ihr gewussst, dass sie das 35-jährige ihrer ersten Platte feiern? Wie dem auch sei, Steve Walsh der Tastenman kann immer noch saumässig gut singen und bringt ein Dust in the Wind aus dem Jahre 77 immer noch ganz gut hin. Und wenn dann David Ragsdale seine Gitarre gegen eine Geige eintauscht, klingt alles plötzlich verdammt virtuos und schön. Der Metallschädel schmilzt dahin wie ein Smartie auf der Zunge und findet sich gleich wieder als kleiner Junge in den 70er wieder.



Die Legende lebt. Damit meine ich eine der grossartigsten Bands der Rockgeschichte. Foreigner.
Vor ein paar Jahren sah ich sie das erste Mal mit Kelly Hansen als neuen Mann am Mikro im Volkshaus und dann letztes Jahr am Live at Sunset Festival im Dolder. Faszinierend und immer noch auf hochstehendem Niveau. Da stört es einem mit nichten, dass seit vielen Jahren nur noch Rockopa und Urgestein Mick Jones aus der Originalbesetzung dabei ist. Sie sogenannten Neuen, sind ja eh auch gestandene Musiker und machen ihre Sache zu meiner vollsten Zufriedenheit. Lour Gramm in Ehren, aber er würde vermutlich die Töne nicht besser treffen als Hansen. Der Mann mit seinen engen weissen Höschen (bei einer Frau könnte ich Lippenlesen) ist sehr gut.
Seien wir objektiv, diese Band hat von allen gestrigen Bands die höchste Dichte an Nummer 1 Hits, sind phänomenal radiotauglich, mainstream und sprechen dadurch extrem viele Menschen an, die sonst nichts mit Rock am Ring Hut haben. Dazu gesellen sich dann eben noch die schweren Jungs mit ihren Feuerzeugen. Mitsingen kann sowiso fast jede(r), weil alle den Text oder zumindest den Refrain kennen. Tränen kullern bei einem I Wanna Know What Love Is, Hände drücken beinahe beiläufig und sanft den Arm der Begleiterin, wissend um der gemeinsamen Vergangenheit. Bei Feel Like The First Time wirds den einen, die sich noch daran erinnern, nochmals warm ums Herz. Aber spätestens bei Cold As Ice lösen sich dann die mittlerweile verkrampften Arme er und man freut sich auf Urgent, Dirty White Boy und Jukebox Hero.
Fazit: Foreigner ziehe ich mir jedes Mal rein, wenn sie in der Schweiz sind. Und kennt ihr ihr neustes Album Can't Slow Down aus dem vorletzten Jahr? Wenn nicht, solltet ihr das dringendst nachholen.



Und wenn ihr Journey's neuster Streich Eclipse auch noch nicht kennt, habt ihr schon wieder was verpasst. Shame on you. Es wahrlich tolles neues Album der Jungs mit dem Philipino Arnel Pineda als Shouter, der stimmlich absolute weltklasse ist. Leider leider, ich weiss nicht obis am Mischpult lag oder ob's die Philosophie der Band ist, kommt die Musik als regelrechte Musikwand runter und erschlägt einem fast. Ich bin sicher, ein Eptileptiker wäre noch während des Konzerts ins Koma gefallen oder hätte umittelbar danach eingewiesen werden müssen. Diese Lichterwand gepaart mit der extremen Lautstärke trieb einem fast in den Wahnsinn. Schade wie ich finde. Zudem spielte die Band zu viele neuere Songs, die den älteren Zuschauer im Regen stehen liess. So konnte die Band die Fans nicht wirklich gewinnen. Aber alles in allem, weil ich die neueren Alben ja kannte, war ich trotzdem zufrieden.



Fazit des gestrigen Sonntags: Gerne wieder.
Und wenn sich Tippfehler eingeschlichen haben sollten, verzeiht, denn ich musste den Text im Eiltempo schreiben, denn heute Abend ziehe ich mir Rhino Bucket im Rock City Uster rein. Ich brauche heute was Härteres zum Einschlafen. \m/

3 Kommentare:

  1. natürlich hatten saga radio taugliche hits. so eine banause!!!
    aber trotzdem ein äusserst toller bericht... :-)

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  2. Deinen Enthusiasmus für die gut aufgemachte Seite und die Musik in allen Ehren Metallschaedel, aber so "wirklich objektiv" kann man ja letztlich bei so einer Konzertreview nicht sein, und das ist auch gut so. Dennoch kommen einige Aussagen ein wenig gar ignorant bzw "unwissend" daher, was aber vielleicht verständlich ist, wenn man auf gewisse Bands nicht so kann. Ich kam eigentlich wegen Saga, die mich aber sehr enttäuschten und insgesamt tatsächlich den schwächsten Gig aller Bands ablieferten. Wie ein User bereits bemerkte, sie hatten in der Tat in ihren Glanzzeiten in den 80gern (da war übrigens auch mal das Hallenstadion ausverkauft...)ihre "radiotauglichen Hits" (Wind him up, Times up, The flyer.

    Zur "objektiven grössten Hitdichte von Foreigner"...Na ja, auf Europa bezogen stimmt das wohl, in Amerika siehts da wohl "diametral" anders aus.
    Mir gefiel Journey an dem Abend am besten, auch von Sound her...In deer Mitte des Saals einwandfrei, glasklar...Und die review ist zwangsläufig einfach unvollständig bzw schwach wenn man 1. nach dem 5. Song geht und 2. offensichtlich das Repertoire der Band nicht kennt. Ganze 2 Songs kamen vom tollen neuen Album, ansonsten praktisch ein erst noch zu kurzes Best Of Programm bei dem ausser "Open Arms" alles dabei war. Don't stop believin, Wheels in the Sky, Lights, Faithfully, Mother Father, Stone in Love, Anyway you want it. Aber eben , dann sollte man seine Unwissenheit bezüglich der Bands eher zugeben anstatt "zu behaupten"...
    Stimmt aber schon, dass rein vom Bekanntheitsgrad und Erfolg welche die Bands in Europa hatten, Foreigner und Saga vor Journey hätten plaziert werden müssen.

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  3. Danke für den Kommentar. Zum einen hast du recht, zum anderen wieder nicht.
    Ich blieb bis am Schluss von Journeys Vorstellung und ging nicht vorher.
    Ich kenne tatsächlich nicht alles von Journey oder es war schon nicht mehr präsent, weil ich mich in den letzten Jahrzehnten zuwenig mit der Band befasste.
    Ich gelobe Besserung mit meinen Berichten.

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