Dienstag, 21. Oktober 2014

Spotify wird für Familien billiger

Bei netzwertig.com gelesen und geklaut.

Der Preiskampf von Spotify und Apple ist eine gute Nachricht für Musik

Mit dem nun angekündigten „Familientarif“ senkt Spotify de facto seine Preise. Von Apple ist derweil zu hören, dass sie den Monatstarif für ihren angekauften Dienst „Beats Music“ halbieren wollen – dem müssen allerdings die Musiklabels zustimmen. Was wie ein harter Preiskampf aussieht, ist in Wirklichkeit eine notwendige Korrektur.



Seit vielen Jahrzehnten ist die Musikindustrie bestens im Geschäft als Mittler zwischen Musikern und Publikum. Technischer Wandel hat diese Position bislang nie entscheidend gefährdet. Im Gegenteil: Die CD hatte ihr im Jahr 1999 gar das bisherige Allzeithoch bei den Einnahmen beschert. Damals konnte sie eine saftige Preiserhöhung pro Album im Vergleich zu Musikkassette und Schallplatte bei den Kunden durchsetzen.

Mit dem Aufkommen von Onlinetauschbörsen à la Napster schien es dann zunächst so, als würde Musik entwertet und der Song an sich keinen Wert mehr haben – war doch der Vertrieb digitaler Dateien zu einem Preis nahe Null zu haben. Musik ließ sich mit einem Mal verlustfrei vervielfältigen sowie nahezu unbegrenzt vertreiben und wurde damit allgegenwärtig.

Und tatsächlich: Die Einnahmen sinken seitdem kontinuierlich. Trotzdem hat es die Musikindustrie einfacher mit dem Medienwandel als andere, denn immerhin hat sie bereits neue Vertriebsmodelle parat: zunächst den Download, inzwischen das Streaming. Während sich journalistische Inhalte online heutzutage fast nur über Werbung refinanzieren lassen, gibt es also erfolgreiche Bezahlmodelle für Musik im Netz.

Die folgende Grafik illustriert den bisherigen Verlauf der Umsätze und des technischen Wandels am Beispiel USA bis zum Jahr 2009:




Wie man daran sieht: Der digitale Musikvertrieb konnte den Sinkflug nicht beenden, immerhin aber verlangsamen. Ein Trend, der sich im vorigen Jahr fortgesetzt hat. Das von vielen zunächst skeptisch betrachtete Streaming gilt angesichts steigender Nutzerzahlen inzwischen als Hoffnungsträger. Und sein Potenzial wäre aus meiner Sicht noch deutlich größer, wäre da nicht sein größter Hemmschuh: die Musikindustrie selbst. Denn ähnlich wie bei der CD versuchen die Labels beim Streaming eine Preiserhöhung durchzusetzen.

Angebote wie Spotify kosten heute in der Regel rund 10 US-Dollar pro Monat, also 120 US-Dollar im Jahr. Schaut man auf das Rekordjahr 1999 zeigt sich, dass ein marktgerechter Preis deutlich darunter läge. Weltweit hatte die Musikindustrie damals einen Umsatz von rund 40 Milliarden US-Dollar gemacht. Dabei gab der volljährige Durchschnittsbürger aber nur 28 US-Dollar im Jahr aus. Und selbst wenn man sich auf die Bevölkerungsgruppe beschränkt, die tatsächlich Geld für Musik ausgab, kommt man auf lediglich 64 US-Dollar pro Person und Jahr. Bezieht man die Inflation mit ein, entspräche das heute 91 US-Dollar und damit etwa 7,50 US-Dollar im Monat. Spotify und andere würden ihre Preise gern senken, dürfen es aber nicht.

Spotify & Co. kämpfen für niedrigere Preise

Die Streamingdienste machen nun vermehrt Druck, um weiter wachsen zu können. Spotify hatte bereits Anfang des Jahres seinen Gratis-Account erheblich aufgewertet. Nun haben sie mit ihrem „Familientarif“ eine Preissenkung durch die Hintertür für ihren Bezahltarif angekündigt: Wenn eine Person den vollen Preis bezahlt, bekommen vier weitere ihren persönlichen Premiumaccount für die Hälfte.

Und die Hälfte ist auch exakt, was Apple für „Beats Music“ anstrebt und dafür bei den Labels trommelt. Sollte sich Apple durchsetzen, würden die neuen Preise dabei wohl allen Anbietern zugutekommen.

Ein Preis von 5 bis 7 US-Dollar im Monat für einen unbegrenzten Zugang zu Musik scheint für mich persönlich ein unschlagbares Angebot. Ich bin Nutzer von Spotify Premium und möchte das nicht mehr missen – obwohl ich zunächst zögerlich war, was Musikstreaming anging. Die große Auswahl und der problemlose Zugang haben mich am Ende aber überzeugt. Letztlich gehöre ich damit zu jenen Nutzern, die heute mehr Geld für Musik ausgeben als zuvor. Ich glaube aber eben nicht, dass die Branche darauf im Wettstreit mit kostenlosen Angeboten setzen sollte. Denn die wird es schließlich immer geben – ob nun mit oder ohne offiziellen Segen.

Verschenktes Potenzial: High End Hi-Fi

Wenn die Labels fürs Streaming einen Aufpreis durchsetzen wollen, könnten sie dazu jenen Anteil der Musikfans ansprechen, die überdurchschnittlich viel ausgeben. Und die gewinnt man vor allem mit einem Feature: qualitativ hochwertigen Aufnahmen. Diese Musikliebhaber sind es gewesen, die Neil Youngeinen beachtlichen Kickstarter-Erfolg für seinen „Pono“-Player beschert haben. Und da vermutlich viele Nutzer dieser Zielgruppe ihre Musik besitzen möchten, sollte man idealerweise Streaming und Download intelligent miteinander kombinieren. Das Streaming-Angebot wäre dann eine Art „unbegrenztes Probehören“. Und wenn ein Nutzer sicherstellen will, bestimmte Songs und Alben behalten zu können, sollte man sie an gleicher Stelle mit einem Klick kaufen können. Gäbe es das dann alles noch mit hochwertigen Codecs und kombiniert mit exklusiven Angeboten, würde so mancher Fan sicherlich jubeln und gern einen Aufpreis bezahlen.

Aber wie die Grafik oben zeigt, darf das heute übliche Musikstreaming kein Angebot allein für Liebhaber bleiben oder werden. Es ist vielmehr die Chance für die Musikindustrie, zahlreiche Musikfreunde wieder zurück ins zahlende Boot zu holen. Und dafür muss die Preisschranke deutlich gesenkt werden.



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